Labordiagnostik
Alle Institutsstandorte verfügen über immunhämatologische Labore, welche rund um die Uhr erreichbar sind und Sie gerne bei fachlichen Fragestellungen beraten bzw. bei der Abklärung von Befunden unterstützen.
NICHT-ERYTHROZYTÄRE IMMUNHÄMATOLOGIE (NEIH-LABOR)
Aufgabenstellung des NeIH-Labors
Leukozyten, insbesondere Granulozyten und auch Thrombozyten, besitzen Blutgruppenantigene ähnlich denen auf Erythrozyten. Immunreaktionen gegen diese Antigene können zu verschiedenen Krankheitsbildern führen. Unser Labor untersucht die diesen Immunreaktionen zugrunde liegenden Antigen- und Antikörperkonstellationen.
Diagnostik
Wenn diese Antikörper gegen eigene Granulozyten gerichtet sind (Autoantikörper), können sie zur Autoimmunneutropenie (AIN) führen, einer Erkrankung, die insbesondere im Kindesalter auftritt. Auch Medikamente können die Bildung von Autoantikörpern gegen Blutzellen anstoßen (Medikament-induzierte Autoimmunneutropenie). Prinzipiell dieselbe Konstellation findet sich bei Thrombozyten, wobei diese Autoantikörper gegen Thrombozyten häufig auch im Rahmen anderer Erkrankungen bei reiferen Menschen nachgewiesen werden (Autoimmunthrombozytopenie, ITP).
Werden Antikörper gegen körperfremde Granulozytenmerkmale gebildet, was beispielsweise während einer Schwangerschaft geschehen kann, kann das bei Neugeborenen zur Ausbildung einer Neonatalen Immunneutropenie führen. Diese Erkrankung ist in ihrem Entstehungsmechanismus vergleichbar mit dem Morbus hämolyticus neonatorum, beispielsweise durch mütterliche Rhesus-D-Antikörper oder dem Fetalen-Neonatalen-Alloimmunthrombozytopenie (FNAIT) durch etwa HPA-1a-Antikörper. Auch seltenere Immunreaktionen in der Schwangerschaft gegen thrombozytäre und granulozytäre Antigene können im NeIH-Labor untersucht werden. Befinden sich Antikörper gegen Granulozyten in einem plasmahaltigen Blutprodukt, können unter Umständen schwere Lungen-Nebenwirkungen beim Empfänger des Blutprodukts auftreten (Transfusionsassoziierte Akute Lungeninsuffizienz = TRALI).
Dokumente & Ansprechpartner
Dr. Torsten Schulze
Eldagsener Straße 38
31832 Springe
Erythrozytäre Immunhämatologie (Patientendiagnostik – Kreuzprobe Springe)
Aufgabenstellung des Labors
Das Hauptaugenmerk des Labors liegt auf der Versorgung von Patienten mit Blutprodukten, vor allem mit Erythrozytenkonzentraten. Dieses umfasst die Bestimmung von relevanten Blutgruppenmerkmalen (AB0, Rh, Kell und weitere wie Duffy, Kidd, MNSs etc.) und die Detektion von möglichen irregulären erythrozytären Antikörpern. Dabei könnten auch Antikörper gegen wichtige nieder- und hochfrequente Antigene spezifiziert werden. Ebenso ist die Bestimmung von Antikörpern bei Patienten mit mehrfacher Alloimmunisierung („Antikörpergemisch“) oder bei solchen, die therapeutische Antikörper (wie Anti-CD38, z.B. Daratumumab oder Isatuximab) erhalten, möglich. Hierfür wird eine Vielzahl an immunhämatologischen Untersuchungsmöglichkeiten von verschiedenen Herstellern genutzt: serologische Antigenbestimmung, Antikörpersuche und Antikörperidentifizierung mit Panels in verschiedenen Milieus (AHG, LISS, Enzym, Kälte, DTT) und mit verschiedenen Systemen (BioVue Karten, ID Karten, bei Bedarf Ansätze in Röhrchen- oder Capture-Technik), Neutralisation mit z. B. rekombinanten Blutgruppenantigenen (rBGA), molekulargenetische Bestimmung von Blutgruppenmerkmalen bis hin zur Sequenzierung vermuteter Polymorphismen.
Zusätzlich erfolgt die Abklärung immunologisch vermittelter hämolytischer Anämien (AIHA vom Wärmetyp, Kälteagglutininkrankheit, medikamentenassoziierte Immunhämolysen, MHN) und unerwünschter Arzneimittelwirkungen mit Elutionsverfahren.
Ziel unseres Labors ist es, für alle Patienten mit Transfusionsbedarf kompatible Blutprodukte zur Verfügung zu stellen. Dieses reicht von der Standardversorgung (wie in den Hämotherapie-Richtlinien empfohlen) bis zur Bereitstellung von hochgradig gematchten Erythrozytenkonzentraten bei Patienten mit komplexen immunhämatologischen Befunden oder angeborenen Anämien.
Untersuchungen
- Bestimmung erythrozytärer Alloantikörper und Alloantigene
- Identifizierung und Spezifizierung von Antikörpern gegen hochfrequente Antigene
- Serologische Antigenbestimmung
- Orientierende molekulargenetische Vorhersage erythrozytärer Alloantigene inkl. niedrigfrequenter und hochfrequenter Antigene mittels MALDI-ToF
- Sequenzierung inkl. haplotypspezifischer Analyse von immunhämatologisch wichtigen Genen bzw. Allelen (in Zusammenarbeit mit dem Institut Oldenburg)
- Abklärung eines Morbus haemolyticus neonatorum (MHN)
- Durchführung von serologischen Verträglichkeitsproben
- Durchführung immunhämatologischer Untersuchungen bei Anti-CD38-Interferenz (Daratumumab, Isatuximab, Darzalex®, Sarclisa®)
- Untersuchung autoimmunhämolytischer Anämien
- Untersuchung Kälteagglutininkrankheit
- Abklärung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen („Transfusionsreaktion“)
- Untersuchung medikamenten-abhängiger Immunhämolysen (in Zusammenarbeit mit dem Institut Dessau)
- Erstellung von Transfusionsempfehlungen für Patienten mit geplanter allogener Stammzelltransplantation (HPCT)
Dokumente & Ansprechpartner
Meldeformular UAW
Meldeformulare - Paul-Ehrlich-Institut (peri.de)
Bitte dieses Formular nutzen: H 1a Verdacht einer schwerwiegenden unerwünschten (Transfusions-)reaktion nach § 63i AMG bzw. § 16 Abs. 2 TFG (initial)
PD Dr. Franz Wagner
Eldagsener Straße 38
31832 Springe
EXTENDED TYPING
Seltene Blutgruppen, Thrombozyten- und Leukozytenantigene
Das Institut in Springe bietet im Rahmen des „extended typing“ die Möglichkeit zahlreiche Blutgruppenantigene exakt zu bestimmen und somit Patienten mit hoher Transfusionsfrequenz und/oder seltenen Antikörperkonstellationen auch in weiteren Antigensystemen über das AB0-, Rhesus- und Kellsystem hinaus kompatibel zu versorgen. Im Institut Dessau werden überdies immungenetische Untersuchungen bis hin zu hochauflösender Sequenzierung durchgeführt. Spezielle Thrombozyten- und Granulozytendiagnostik erfolgt an den Standorten Dessau, Oldenburg und Springe.
Immunhämatologische Labore an unseren Standorten
Unsere immunhämatologischen Labore an den Standorten Bremen, Dessau, Gera, Oldenburg und Springe sind rund um die Uhr erreichbar. Neben der Beratung ist somit auch jederzeit eine umgehende Abklärung spezieller immunhämatologischer Fragestellungen möglich, wobei bitte zu beachten ist, dass insbesondere die Antikörperdifferenzierungen einen erhöhten Zeitaufwand von mehreren Stunden erfordern können.